Alfred Wittich
In Aarburg wurde eine Katzenausstellung durchgeführt.
Daniel Stämpli präsentiert seine Autobiografie, welche Ende November erschienen ist.
Bild: zvg
Mit 23 Jahren erlitt Daniel Stämpfli bei einem Autounfall ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Nun hat der heute 61-jährige Egerkinger eine Autobiografie verfasst, welche mitunter seinen langen Kampf zurück ins Leben beschreibt.
Egerkingen Auf die Idee, eine Autobiografie zu schreiben, kam Daniel Stämpfli einerseits, da er in den 80er-Jahren fleissig Tagebuch schrieb, und andererseits, da seine Tochter ihn darauf hingewiesen hat, er solle seine Lebensgeschichte doch endlich niederschreiben. «Das eigene Leben zu veröffentlichen, braucht viel Mut und Zeit», so Stämpfli, «denn man gibt sein Innerstes preis.» Die letzten zwei Jahre verbrachte er daher intensiv damit, seine Geschichte auf Papier zu bringen.
«Ein zentraler Bestandteil meines Jugendlebens war der Ski- und später der Laufsport», erzählt Daniel Stämpfli. Der folgenschwere Unfall machte dieses «erste» Leben für ihn jedoch zunichte; nach dem Unglück verbrachte er eine Woche im Koma. «Anschliessend bin ich drei Monate im Spital herumgerannt, damit sie mich endlich wieder entlassen. Ich fühlte mich körperlich wieder erholt und wollte zurück zu meiner Kundschaft in den Aussendienst», so Stämpfli. Doch als er seinem Beruf wieder nachgehen konnte, dauerte es nur fünf Tage bis er feststellte, dass der Weg zurück kein einfacher werden würde. «Ich konnte meine bisherige Leistung nicht mehr abrufen und war psychisch angeschlagen.» Eineinhalb Jahre später folgte der komplette Absturz: «Ich kam kaum noch aus dem Bett, wurde suizidal, wollte mich beinahe mit der Ordonnanzwaffe erschiessen und geriet in die Obdachlosigkeit.» Auf den Tiefpunkt folgte jedoch wieder Hoffnung: In den Folgejahren gründete er eine Familie, zog gemeinsam mit seiner Frau zwei Kinder gross und lebt heute zufrieden in einem Einfamilienhaus in Egerkingen.
«Hirnforschung ist heute mein Hobby», sagt Daniel Stämpfli, und wenn man ihm zuhört, tönt es so, als hätte er in diesem Fachgebiet einen Doktortitel; dermassen viel Wissen hat er sich nach seinem Unfall darüber angeeignet. «Im Grunde habe ich in den letzten Jahrzehnten ein praktisches Studium an mir selbst durchlaufen. Nicht von ungefähr sagt man: Der beste Therapeut ist jener, der zuvor selbst Patient gewesen ist.» Dass Stämpfli im vergangenen September in den neu ins Leben gerufenen Patientenrat der Solothurner Spitäler gewählt wurde, ist die logische Konsequenz davon. «Besonders gefreut habe ich mich über das Feedback einer Ärztin des Spitals, welche mir sagte, das nun erschienene Buch sei im Prinzip eine Doktorarbeit.»
Seit Jahren setzt sich Daniel Stämpfli für die Unfallprävention ein. Mitunter korrespondierte er 2021 mit der damaligen Bundesrätin Simonetta Sommaruga und forderte ein Helmobligatorium für Velofahrer: «Während es auf den Skipisten fast allen einleuchtet, einen Helm zu tragen, sieht man auf den Strassen dermassen viele Kinder und Jugendliche ohne Kopfschutz auf Velos und Scooter herumfahren. Dabei erleiden in der Schweiz jedes Jahr mindestens 5000 Personen eine Hirnverletzung durch einen Unfall.»
Auch wenn Leistungssport wie vor seinem Unfall nicht mehr möglich ist, hält sich Daniel Stämpfli bis heute fit und er hilft anderen Personen, die von einer Hirnverletzung betroffen sind. Alle zwei Wochen leitet er ein Nordic Walking mit Startpunkt Kleinholz Olten und lässt dabei auch meditative Elemente miteinfliessen. «Das Organ Hirn kann stets dazulernen, das gilt auch für die Bewegungsabläufe. Diese lerne ich nicht, wenn ich nur vor dem Fernseher sitze», erklärt Daniel Stämpfli.
Eine Folge von Daniel Stämpflis Unfall war, dass der Kontakt zu seinen Eltern abbrach. Doch als sein Vater 2020 im Alter von 85 Jahren einen Hirninfarkt erlitt, besuchte ihn Stämpfli in der Neurologie. Als er ihn mit einer Seitenlähmung im Rollstuhl sitzen sah, liefen ihm die Tränen herunter. «Da sagte ich mir: Ich muss das Ruder übernehmen und ihn durch die bevorstehende Zeit begleiten.» Als Stämpfli seinen Vater später in der Reha in Rheinfelden besuchen wollte, war an der Eingangstür jedoch das Schild ‹Besuchsverbot› angebracht. «Wir befanden uns inmitten der Corona-Pandemie. Also schrieb ich Professor und Klinikdirektor Thierry Ettlin einen Brief, in welchem ich die Umstände schilderte. Prompt erhielt ich als einzige Privatperson von der Reha-Klinik eine Sondergenehmigung. Ich durfte meinen Vater zwei Mal wöchentlich besuchen.» Stämpfli war es schliesslich auch, der zuerst bemerkte, dass sein Vater wieder laufen kann. Ein Monat später, an Silvester, holte Daniel Stämpfli seinen Vater nach Hause und heute geht er regelmässig mit ihm im Wald spazieren.
Das Buch «Eine wahre Geschichte mit schmerzhaften Folgen» von Daniel Stämpfli ist in jedem guten Buchladen erhältlich.
David Annaheim
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