Johanna Bartholdi
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Im Rahmen einer Sensibilisierungsaktion für die Umweltverschmutzung durch Zigarettenstummel haben die «Clean Walkers» in Hägendorf während zweier Monate auf den Boden geworfene Stummel gesammelt. Nun wurde das Resultat vor dem Bahnhof präsentiert.
Hägendorf Der in Regionalgruppen aufgeteilte Verein «Clean Walkers» setzt sich gegen Littering und eine saubere Umwelt ein. Die Gruppe in Hägendorf wurde vor gut zwei Jahren ins Leben gerufen. «Hier im Dorf sind wir ähnlich wie bei einem Raumpatenschaftsmodell aufgeteilt; jeder sammelt den Littering-Abfall in einem definierten Gebiet zusammen», erklärt Thomas Hänggi, welcher bei der Regionalgruppe federführend ist. Diese besteht aus rund 25 Mitgliedern, wobei um die zehn Personen regelmässig unterwegs sind. Dazu gehört auch Heidi Hänggi. «In den letzten Tagen war ich jeden Abend beim Bahnhof unterwegs, dabei kommt immer ordentlich etwas zusammen», berichtet sie. Diese Sisyphus-Arbeit könne gelegentlich auch konsternierend sein, wenn am Folgetag bereits wieder Abfall herumliege.
Thomas Hänggi ist unter anderem einmal im Monat auf der Strecke Richtung Allerheiligenberg/Bärenwil unterwegs und füllt dabei stets einen 110-Liter-Abfallsack. Hotspots gebe es in Hägendorf zahlreiche: «Neben dem Bahnhof sind dies beide Industriezonen, aber auch bekannte Treffpunkte wie im Dorfzentrum bei den Einkaufsläden», weiss der ehrenamtliche Abfallsammler.
Littering komme zudem in allen Altersschichten vor und werde auch von Personen betrieben, von denen man es nicht unbedingt erwarten würde: «Ich habe sogar einmal zwei Lehrer darüber aufgeklärt, dass es unklug sei, die Stummel in das Schachtdeckelloch zu werfen», erinnert sich Petra Heller. Denn alleine schon von einem Stummel könne Nikotin in 1000 Litern Wasser nachgewiesen werden.
Im Rahmen einer Aktion von «stop2drop», einer Nichtregierungsorganisation gegen Zigaretten-Littering, haben die Hägendörfer Clean Walkers in den vergangenen zwei Monaten nun fleissig Zigarettenstummel vom Boden aufgesammelt. Ihre «Ernte» stellen sie nun vor dem Bahnhof in einem grossen Plastikrohr zur Schau. Ziel sei es gewesen, das Rohr, das 26'000 Stummel fasst, zu füllen. Ausgereicht hat das Rohr jedoch nicht, in Summe dürften gut und gerne 35'000 Stummel zusammengekommen sein. «Vielfach ist es nicht in den Köpfen der Leute verankert, welcher Schaden mit weggeworfenen Zigarettenstummeln verursacht wird. Mit der Aktion wollen wir sensibilisieren, welche Schäden dadurch entstehen können», informiert Thomas Hänggi. So dauere es rund 15 Jahre bis ein Stummel zu schädlichem Mikroplastik zerfalle. Und dieses Mikroplastik benötige wiederum über 1000 Jahre, um sich in der Natur aufzulösen.
Wenn die Clean Walkers auf ihrer Littering-Tour Leute ansprechen oder selbst angesprochen werden, seien die Reaktionen vielmals positiv. Marianne Meister, die praktisch täglich zwei Stunden im Bereich Kappel/Hägendorf unterwegs ist, durfte auch bereits Anerkennungen von einem Businessclub entgegennehmen. Es benötige aber auch Mut zu den Leuten zu gehen, und sich mit den gut sichtbaren Leuchtwesten zu exponieren. «Als ich kürzlich beim Bahnhof unterwegs war, teilte ich zwei Frauen mit, dass ich den Abfall, der bei ihnen herumliege, kurz aufsammeln würde. Als ‹Dank› haben sie dann extra noch einen Stummel auf den Boden geworfen; eine der Frauen sagte mir zudem, sie würden ja schliesslich Steuern zahlen», schildert Heidi Hänggi eine unschöne Situation.
«Das Frustrierendste am Ganzen ist, dass schon derart lange im Parlament über das Thema Littering diskutiert wird, aber nichts passiert», kritisiert Thomas Hänggi die politische Untätigkeit. «Zumal das Littering-Problem in den letzten Jahren auch nicht kleiner geworden ist; es wird lediglich mehr geputzt.» Es sei ein Kampf, der sich so nicht gewinnen lasse. «Bei den U-Bahn-Stationen in Japan, wo täglich Millionen Menschen verkehren, liegt nichts am Boden. Diese Mentalität ist bei uns leider weder geschult noch vorhanden.» Dies zeigt sich auch an folgendem Beispiel: Eine im Jahr 2024 von stop2drop durchgeführte Analyse von 170 Schweizer Spielplätzen hat ergeben, dass im Schnitt pro Spielplatz 91 Zigarettenstummel herumliegen.
Die Arbeit dürfte den Clean Walkers in den kommenden Jahren so schnell also kaum ausgehen.
Weiter Informationen:
David Annaheim
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