Alfred Wittich
In Aarburg wurde eine Katzenausstellung durchgeführt.
Die Ehemaligen sind äusserst zahlreich zum Wiedersehen erschienen.
Bild: zvg
Kappel Über 110 Ehemalige von Jungwacht und Blauring Kappel (zusammen JuBla) trafen sich am zweitletzten Samstag im Juni nach Jahrzehnten der Sehnsucht zum grossen Wiedersehen auf dem idyllischen Areal von Tannenbäumli Born auf der Hochrüti in Kappel. Beim Eintritt in diese Event-Location durchschritten die Besucher eine Saloon-Schwingtüre und passierten einen Galgen sowie einen Marterpfahl. Dies waren Requisiten, die von der Jungwacht entweder jeweils an der Dorfchilbi Kappel als Deko ihres Saloons verwendet oder - im Falle des Marterpfahls - von einem Jungwachtleiter als Erinnerung an das Lager Grandsivaz seit 45 Jahren aufbewahrt wurden.
Was bei strömendem Regen um 14 Uhr begann, wurde gegen 18 Uhr von der Sonne beschienen und endete bei Sternenhimmel erst nach 3 Uhr nachts. Dass es so weit kam, geht auf die Initiative des ehemaligen Scharleiters Roger Beck zurück. Er hatte die Idee bereits vor der Corona Zeit entwickelt, mit Beharrlichkeit verfolgt und mit den weiteren Mitgliedern des Organisationskomitees Olivier Hefti, Armando Nardo, Patrick Ritter und George Studer umgesetzt. Sie alle sind ehemaligen Scharleiter oder Gruppenleiter der Jungwacht. Ihnen gebührt ein riesiger Dank für die immense Arbeit.
Auf einer eigens für den Anlass gestalteten Homepage und per WhatsApp wurden ehemalige Jungwächter und Blauringmädchen gesucht und ermuntert, weitere Ehemalige aus ihrem Bekanntenkreis auf den Anlass anzusprechen. Zudem wurde bereits in der Ausgabe vom Dezember 2023 der Kappel News auf diese Veranstaltung hingewiesen. Leider konnte schätzungsweise nur die Hälfte der Ehemaligen von Jungwacht und Blauring aus der Zeit ab Mitte der 60er Jahre bis zur Auflösung der JuBla Kappel im Jahr 2005 ausfindig gemacht werden. Trotzdem war die Durchmischung der Anwesenden unglaublich vielfältig. Von Röbi Keller, der aus der Slowakei anreiste, bis zu Paul Schönenberger, Lagerleiter im Jahr 1966, waren Jung und Alt aus nah und fern vertreten.
Die kostbaren Erinnerungen vergangener Tage lebten wieder auf. Es war eine einzigartige Gelegenheit, alte Freundschaften zu erneuern, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam neue Erinnerungen zu schaffen. Dem Gedächtnis auf die Spur verhalfen neben einem Kinosaal mit historischen Lagerfilmen im Super 8 Format auch Fotoalben, Lagerprogramme und -zeitungen oder Protokolle der «Lagergerichte». In einem Dokument der letztgenannten Art hat sich unter den Verurteilten auch der Schreibende wiedergefunden.
Musik aus dem letzten Jahrhundert und die jeweiligen Lagerhits tönten aus der Lautsprecheranlage. Für das leibliche Wohl sorgte eine grosse Bar mit aller Art von Drinks, zwei Grills sowie ein Salat- und Dessertbuffet.
Durch den offiziellen Akt führte Beat Schmidlin. Bei der Begrüssung erwähnte er den Regenbogen, der schon vor 50 Jahren – und damit lange bevor er von der LGBTQ Bewegung vereinnahmt wurde - für die JuBla als Symbol für Hoffnung, Frieden und Vielfalt ein Begriff war. Er stimmte das Regenbogenlied «Mini Farb und dini ..» an und über 100 Kehlen setzten mit ein, als hätten sie das Lied erst gestern noch geübt.
Mit stillem Gruss wurde gemeinsam auch den JuBlakolleginnen und Kollegen gedacht, die nicht mehr dabei sein konnten. Mit dem obligaten Zigge-Zagge dankten die JuBla- Ehemaligen dem Organisationskomitee und den befreundeten Helferinnen und Helfern, die an Kasse, Grill, Bar, etc. arbeiteten, während die anderen gemütlich feiern konnten.
Beat Schmidlin fasste in Worte, was die Anwesenden spürten; die JuBla-Zeit war prägend gewesen. Sie war fantastisch, erfahrungsreich und eine Schule fürs Leben. In der Gruppe wurde Teamfähigkeit, Rücksichtnahme, Toleranz, Aufmerksamkeit und Durchhalten erlernt. Kameradschaften, Cliquen, Clubs, Freundschaften und Netzwerke fürs Leben sind entstanden. Auch Paare haben sich in der JuBla kennen und lieben gelernt und viele sind heute noch zusammen.
Für den Redner ist es heute fast unglaublich, dass damals so viele Eltern den, mit Ausnahme der Scharleitung, selber noch nicht volljährigen JuBla-Leitern ihre Kinder für zwei Wochen Lagerferien anvertraut hatten. Er verwies auf die gewagten Aktionen wie Geisternächte, baden in kalten Bergseen, Bäche stauen oder Seilparks bauen und erwähnte dankbar das Glück, dass die JuBla Kappel nie einen schweren Unfall hatte erleben müssen.
Stellvertretend für alle Gruppenleiter/innen wurden die anwesenden sieben Scharleiterinnen und zwölf Scharleiter gewürdigt. Diese haben die JuBla zu ihrer Zeit nach aussen repräsentiert und die Gesamtverantwortung getragen. Ihnen wurde zum Dank für ihr damaliges grosses Engagement eine Flasche Wein überreicht.
Ein Teil der Geehrten gaben anschliessend in kurzen Sequenzen ihre Erinnerungen an Highlights und Besonderheiten sowie Anekdoten aus ihrer Aktivzeit zum Besten.
Zum Abschluss gab Matthias Kissling dem offiziellen Akt mit seinen besinnlichen Worten geistigen Gehalt. Er übergab als Andenken allen Ehemaligen das mit einer hölzernen Wäscheklammer zusammengefaltete Liedblatt zu «Amazing Grace». In ergreifender Art wurde dieses von allen mitgesungen.
Im Laufe des Abends wurden dann die Lieder unter anderem mit «Oh Alele» immer fideler und endeten mit dem Sing- und Bewegungsspiel «Laurentia, liebe Laurentia mein...». Das dürfte bei einigen der Anwesenden am anderen Tag die heisere Stimme und den Muskelkater in den Oberschenkeln erklären.
Geblieben ist die Erinnerung an eine herzliche Wiedersehensfeier mit grosser Freude und Verbundenheit der ehemaligen Mitglieder von Jungwacht und Blauring Kappel. Zudem soll ein erwirtschafteter Überschuss des Anlasses zu gleichen Teilen den Organisationen Salesianer Don Bosco, Beromünster und Jungwacht Blauring Schweiz übergeben werden und auch anderen Freude bringen.
Treu Jungwacht – Jungwacht treu.
Beat Schmidlin
Lade Fotos..