Alfred Wittich
In Aarburg wurde eine Katzenausstellung durchgeführt.
Hans-Ulrich Schär.
Bild: fotopoint.ch
Hans-Ulrich Schär, Stadtpräsident von Aarburg spricht über die aktuellen Herausforderungen betreffend Schulraum, wie es mit dem «Falken» weitergeht und über den budgetlosen Zustand der Gemeinde.
Hans-Ulrich Schär, der Stadtrat lehnte 2024 eine Petition zur finanziellen Unterstützung der Musigburg ab. Dies mit der Begründung, dass die Stadt Aarburg grundsätzlich keine finanziellen Beiträge an Vereine und Veranstaltungen ausrichtet. Sind Ihnen andere Städte bekannt, welche dies ebenso handhaben? Und mit welchen anderen Mitteln unterstützt Aarburg das Kulturschaffen und Vereinswesen?
Die Handhabung der finanziellen Unterstützung von Vereinen und Kulturschaffenden variiert zwischen den einzelnen Gemeinden stark, da es keine rechtlichen Vorgaben gibt und dies ein Teil der Gemeindeautonomie ist. Dazu sind wir mit den Nachbargemeinden im Austausch, um allenfalls eine regionale Lösung zu finden. Auf Antrag unterstützen wir die ortsansässigen Vereine mit unentgeltlicher oder vergünstigter Nutzung der städtischen Infrastruktur und unseren Plätzen. Zudem wird aktuell keine Gebühr für die Festbewilligungen in Rechnung gestellt.
Die unter kommunalem Schutz stehende Liegenschaft «Falken» wird saniert. Ist schon klar, was für ein Gastrobetrieb nach Abschluss der Arbeiten im Erdgeschoss einziehen wird?
Interessenten für den gastronomischen Betrieb dieses Raumes wurden eingeladen, bis zum 30. Juni 2024 ein Betriebskonzept einzureichen. Da nur sehr wenige Bewerbungen eingingen, erfolgte eine erneute Ausschreibung mit Frist bis zum 30. November 2024. Aktuell erfolgt die Auswertung der Vorschläge. Im ersten Quartal 2025 wird die Stadt über das weitere Vorgehen informieren.
Die Frage nach mehr Schulraum sorgte in Aarburg für grössere Diskussionen. Die Schulleitung beantragte ein Provisorium, der Stadtrat lehnte dieses ab, an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung folgten die Stimmberechtigten der Regierung. Wie geht es nun weiter mit der Schulraumplanung und können Sie einen ordentlichen Schulbetrieb für alle Schülerinnen und Schüler in den nächsten Jahren garantieren?
Die Schulraumplanung in Aarburg steht vor einer entscheidenden Phase. Der Stadtrat ist sich der Verantwortung bewusst, eine nachhaltige und tragfähige Lösung zu finden, die sowohl den aktuellen als auch den zukünftigen Anforderungen gerecht wird. Dabei bleibt die Gewährleistung eines geordneten Schulbetriebs für alle Schülerinnen und Schüler oberste Priorität. Der Stadtrat hat aus diesem Grund externe Beratung im Bereich der Schulstrategie und Schulraumplanung beigezogen. An der letzten Gemeindeversammlung wurde darüber ausführlich orientiert. Ein Update dazu ist in der ersten Hälfte des laufenden Jahres geplant.
Welche wichtigen Projekte konnten 2024 in Aarburg erfolgreich in Angriff genommen oder abgeschlossen werden?
Ein Projekt von regionaler Bedeutung ist die vorgesehene Umnutzung der Festung Aarburg. Hier wurde vom Kanton Aargau ein Projekt initialisiert. Dieses Thema wird uns noch länger beschäftigen. Vonseiten der öffentlichen Hand ist der Abschluss der Sanierung des Rathauses ein Meilenstein. Auch dass die Sozialhilfequote aufgrund der Strategie «Hart aber fair» weiter gesenkt werden konnte, gehört zu den Highlights des letzten Jahres.
Welche Veranstaltungen bleiben Ihnen vom vergangenen Jahr in besonders guter Erinnerung?
In Aarburg findet eine breite Palette an jährlich wiederkehrenden grossartigen Veranstaltungen statt. Da ist es schwierig einen Favoriten auszumachen. 2024 war es für mich aber die Serenade im «Park im alten Friedhof». Dabei wurde am 5. August bei schönstem Wetter die 1781 von Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791) komponierte Gran Partita (Serenade Nr. 10, B-Dur KV 361) aufgeführt. Junge Talente aus den Kantonen Bern, Freiburg und Solothurn traten dabei im Rahmen des «Side by side»-Konzepts zusammen mit Musikerinnen und Musikern aus Schweizer Berufsorchestern auf. Das zahlreiche Publikum fand es wie ich schlicht phänomenal.
Ende Jahr wurden Ihnen von der FDP 575 Unterschriften gegen das Aarburger Budget 2025 überreicht; Grund: der gestiegene Personalaufwand. Einen Teil des gestiegenen Aufwands (CHF 93'670) rechtfertigt der Stadtrat mitunter damit, dass man für einen guten Service Public motivierte Mitarbeiter brauche. Lässt sich anhand konkreter Lohnvergleichszahlen belegen, dass derlei Motivationsschübe im Vergleich mit ähnlich grossen Gemeinden oder mit der Privatwirtschaft angebracht sind?
Die ins Feld geführte Summe von knapp CHF 100'000 entspricht der geplanten Erhöhung der bestehenden Löhne um 1.5 %. Diese erfolgt nicht generell (Giesskanne) sondern aufgrund der Mitarbeiterbeurteilung und angepasster Einstufungen, etwa nach dem Abschluss einer erfolgreichen Ausbildung. Die Summe muss nicht ausgeschöpft werden. Die Löhne in Aarburg richten sich nach der jährlichen BDO-Vergleichsstudie der Gemeindeverwaltungen im Kanton Aargau. Aarburg richtet die Lohnbänder am Median dieser Studie für die jeweiligen Funktionsstufen aus. Die Qualität des Service Public hängt massgeblich von motivierten Mitarbeitenden ab. Studien belegen, dass faire Vergütung ein zentraler Faktor ist, aber auch Arbeitsbedingungen, Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Arbeitsplatzsicherheit spielen eine Rolle. Unter anderem aus diesen Gründen wurde das Rathaus saniert.
Welche bisher nicht erwähnten Themen und Projekte werden Aarburg im Jahr 2025 beschäftigen?
Aufgrund des budgetlosen Zustandes sind momentan die meisten Projekte «on hold». Wichtig sind die Fortführung und der Abschluss der Revision der Bau- und Nutzungsordnung sowie gegen Ende Jahr der Startschuss zur Sanierung der Oltnerstasse.
Interview: David Annaheim
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