Dem Himmel so nah

Rohr Am 20. September 2018 brach André Wyss in den Herbstferien auf einem Spielplatz in Serafus (Tirol) in Anwesenheit seiner Frau Nicole und seiner damals siebenjährigen Tochter zusammen. Von den dramatischen Momenten, die folgten, hat André Wyss selbst so gut wie nichts mitbekommen. Aufgrund einer Thrombose erlitt er eine Lungenembolie, was zu einem Versagen des Herz-Kreislauf-Systems führte. Mittels einer Herzdruckmassage des inzwischen herbeigerufenen Hüttenwarts und einer Spritze des beorderten Arztes von der Flugrettung wurde Wyss noch vor Ort erfolgreich reanimiert. Das Bewusstsein erlangte er jedoch erst wieder am Nachmittag des Folgetags, nachdem er per Rettungshelikopter ins Spital transportiert und ins künstliche Koma versetzt worden war.

Nur keine Panik

Wie André Wyss sagt, habe er äusserst gelassen und ruhig reagiert, als er sich plötzlich an einem anderen Ort in einem Spitalbett wiederfand. Er fühlte sich zwar noch etwas müde, aber ansonsten gesund. «Die Ärzte, welche einen hervorragenden Job geleistet haben, warnten jedoch vor Folgeschäden», so Wyss. Als er tags darauf meinte, man könne ihn nun wirklich langsam aus dem Spital entlassen, wurde dies nicht goutiert. Die Rede war von rund zehn Tagen Intensivstation und gegen drei Wochen normale Abteilung, bevor es dann wohl in die Reha-Klinik ginge. Doch bereits drei Tage später wurde André Wyss mit dem TCS ins Kantonsspital Olten transportiert, aus welchem er drei weitere Tage später ebenfalls entlassen wurde. Alle gemachten Tests hatten ergeben: Er sei gesund. Und dies ist bis heute so geblieben. Ein Wunder?

Vertrauen auf den Glauben

Das nun veröffentlichte Buch der Familie Wyss, welches die besagten Ereignisse und den Umgang damit schildert, umfasst 54 Seiten. «Primär haben wir das Buch für uns selbst geschrieben. Aber wenn wir damit gleichzeitig weitere Menschen erreichen können, ist dies natürlich umso schöner», erklärt André Wyss. Eine zentrale Rolle im Buch nimmt der Glaube an Gott ein. «Ich habe mich schon oft gefragt, wie es einer Person in dieser Situation ergangen wäre, welche diesen Glauben nicht besitzt», so André Wyss. «Insbesondere auch meiner Frau und unserer Tochter hat der Glaube geholfen. Zu jenem Zeitpunkt etwa, als noch vieles unklar war und ich im Koma lag, hatten sie Vertrauen, dass Gott eingreifen und alles ein gutes Ende nehmen würde.»

Sich Zeit für sich selbst nehmen

Auch wenn Gott über ihn wacht: Seine Lehren habe André Wyss dennoch aus dem Vorfall gezogen. Finanzberater, Gemeindepräsident der Gemeinde Rohr, frischgebackener Kantonsrat – all dies führte vor dem Vorfall im Jahr 2018 bei ihm regelmässig zu Stress. Jenes, was wirklich zähle, sei dabei aber regelmässig vergessen gegangen. Oder wie es im Buch beschrieben wird: «In der Agenda sind beinahe alle wichtigen Termine eingetragen. Aber eben nur beinahe. Paradoxerweise fehlen oft die wichtigsten: Die Zeit mit der Partnerin beispielsweise oder die Zeit für sich selbst, um vom stressigen und (meist) vollgepackten Alltag wieder zur Ruhe zu kommen.»

Abgesehen vom Gemeindepräsidium Rohrs (seit der Fusion von Rohr mit Stüsslingen ist er Gemeinderat von Stüsslingen) und davon, dass er mittlerweile als selbstständiger Finanzberater arbeitet, hat sich bezüglich seiner Tätigkeiten nicht viel verändert. Doch er wisse nun besser, sich seine Freiheiten und Auszeiten zu nehmen. Und er möchte mit dem Buch auch andere Menschen, die Stress ausgesetzt sind, ermutigen, zu hinterfragen, ob dies bei ihnen ebenfalls der Fall sei.

Interessierte können das Buch «Vertrauen» direkt bei André Wyss (andre.wyss@wyance.ch) bestellen.

David Annaheim