Martin Richiger
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Peter Sutterlüti, CEO und Verwaltungsrat von Cargo sous terrain, umrahmt von Max Berger (links, Organisator) und Roger Zengaffinen (Präsident). vom Club Pentadon.
Bild: David Annaheim
Cargo unter Boden oder Fass ohne Boden? Der Gegenwind rund um das Grossprojekt Cargo sous terrain (CST), das auch die Region Olten tangiert, wurde jüngst stärker. Im Rahmen eines Business-Apéros des Donatoren-Vereins Club Pentadon Olten referierte der CEO von CST, Peter Sutterlüti, über den Stand der Dinge und stellte sich den Fragen aus dem interessierten Publikum.
Olten Rund 80 Teilnehmende aus Wirtschaft, Politik, Sport und Kultur aus der Region Aareland sowie Mitglieder des Donatoren-Clubs Pentadon fanden am Donnerstag letzter Woche den Weg in die Baloise-Lounge im Eisstadion Kleinholz, um sich von direkter Quelle, Peter Sutterlüti, CEO und Verwaltungsrat von Cargo sous terrain, über das Mammut-Logistikprojekt zu informieren. 70 Kilometer lang soll die erste Teilstrecke zwischen dem Gäu und Opfikon (ZH) mit insgesamt zwölf Hubs werden. Da das Projekt nicht staatlich, sondern rein privat finanziert werde, sei die Hoffnung bei Sutterlüti gross, dass auch die Umsetzung entsprechend speditiv verlaufe. Bis 2045 soll ein 500 Kilometer langes Gesamtnetz zwischen Boden- und Genfersee mit Ablegern nach Basel, Luzern und Thun mit Kosten in der Höhe von rund 30 Milliarden Franken entstehen.
Da sich der operative Sitz von CST in Olten befindet und die Region mit geplanten Hubs im (Unter-)Gäu sowie einem «Zwischenangriff» in Dulliken unmittelbar vom Projekt betroffen ist, war das Interesse an den Ausführungen des CEOs entsprechend gross. «Die grossen Bevölkerungs- und somit Güterbewegungen nehmen in der Schweiz zu», erklärte Peter Sutterlüti, weshalb entsprechend neue Lösungen gefordert seien. «Unser Konzept sieht vor, unter dem Boden zu bauen und nicht oberirdisch, damit kein Kulturland verbraucht wird. Uns geht es um Lebensqualität, Nachhaltigkeit sowie Lärmreduktion.»
Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat inzwischen den neuen Teil «unterirdischer Gütertransport» im Sachplan Verkehr erarbeitet, welcher als Grundlage für die Umsetzung von CST dient. Noch bis am 17. Mai findet diesbezüglich die Anhörung der Gemeinden und Information sowie die Mitwirkung der Bevölkerung statt. Und diese wird rege genutzt, denn es gibt zahlreiche Fragezeichen, welche derzeit noch ungeklärt sind. Dies zeigte sich auch bei der an das Referat von Peter Sutterlüti folgenden Fragerunde im Publikum, denen sich der CEO zu stellen hatte. Wann ist mit dem ersten Päckli zu rechnen, das unterirdisch transportiert wird? «2032, wenn auch sehr sportlich gerechnet.» Besteht die Möglichkeit, Land zu enteignen? «Ja, letztendlich hat der Bund die Möglichkeit, per Gesetz zu enteignen, was wir natürlich nicht möchten. Unser Ziel ist es, einvernehmliche Lösungen zu finden.» Mit wie viel Mehrverkehr ist in unserer Region zu rechnen? Die Ware muss ja irgendwie zu den Hubs gelangen. «Das ist richtig und das vertuschen wir auch nicht. Es gibt eine Verkehrsminderung auf der Hauptachse und der Autobahn, aber um die Hubs herum wird es einen gewissen Mehrverkehr geben, wenn auch nicht in einem exorbitanten Ausmass. Deshalb ist es unser Ziel, die Hubs möglichst nahe an der Autobahn zu realisieren. Aber ja: Thema Nummer 1 ist in jeder Gemeinde der Verkehr.» Sind auch direkte Zugangsstollen der Verteilbetriebe zum Hub geplant? «In der Tat bringt es nicht viel, wenn wir die nahen Verteilzentren wie etwa von Coop in Rickenbach oder Migros in Neuendorf nicht direkt anschliessen können, zum Beispiel mittels eines oberflächennahen Tunnels.» Wie viel Personal wird für einen Hub benötigt? «Diese Planung ist im Moment im Detail im Gange. Derzeit rechen wir mit etwa 20 Personen.» Können Sie uns garantieren, dass wir in Zukunft als Steuerzahler nicht wie bei der jetzigen SBB Cargo für die Kosten geradestehen müssen, sofern sich das Projekt im Betrieb als nicht selbsttragend herausstellt? «Wir arbeiten nach dem Gesetz. Dort heisst es bezüglich des unterirdischen Gütertransports, dass wir als Cargo sous terrain dafür sorgen müssen, dass die Anlage stillgelegt wird, sollte sie nicht mehr betrieben werden können. Das war auch eine Forderung von gewissen Politikern, damit sie überhaupt erst dem Gesetz zugestimmt haben.»
Auch die Einwohnergemeinde Wangen bei Olten war in Person von Gemeindepräsidentin Daria Hof beim Anlass anwesend. Es gebe aktuell drei zentrale Fragen, welche die Gemeinde beschäftige: Der Mehrverkehr wurde bereits angesprochen. Auch müsse die Qualität des Grundwassers erhalten bleiben. Das grosse Fragezeichen sei dabei die Abwärme, welche durch den Tunnel entstehe. Hier wäre man froh über mehr Informationen. Schliesslich werde aus Sicht der betroffenen Gemeinden auch befürchtet, dass nebst der privaten Finanzierung des eigentlichen Projekts noch zusätzliche Kosten entstehen, welche auf die Gemeinden zukommen könnten. Man wolle entsprechend nicht nur Gebergemeinde sein, sondern auch finanziell vom Projekt profitieren können. Gleichzeitig betonte Hof aber, dass die Gemeinde dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüberstehe.
Für Peter Sutterlüti sei derweil klar, dass diese Probleme ernst genommen werden müssen. Dazu brauche es den Dialog vor Ort in den Gemeinden, um authentisch zu hören, was Sache ist. Dass aktuell während der Anhörung der Kantone und Gemeinden mit Widerständen zu rechnen sei, damit habe man bei CST natürlich gerechnet. «Aber bis jetzt hat noch niemand gesagt Cargo sous terrain sei ‹Chabis›», hielt der CEO mit einem Schmunzeln fest.
David Annaheim
Der Club Pentadon ist ein Business-Club des EHC Olten und in dieser Eigenschaft eine von der Eishockey Club Olten AG rechtlich unabhängige Donatorenvereinigung. Der Club verfolgt einerseits das Ziel, den EHCO finanziell zu unterstützen und bietet andererseits eine Kommunikationsplattform für Unternehmer und Private im Raum Aareland. Zu diesem Zweck führt der Club Pentadon in unregelmässigen Abständen sogenannte Business-Apéros durch mit dem Ziel, vertiefte Informationen über aktuelle Themen zu vermitteln.
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