Alfred Wittich
In Aarburg wurde eine Katzenausstellung durchgeführt.
Thomas Marbet.
Bild: da
Stadtpräsident Thomas Marbet lässt das vergangene Jahr Revue passieren und spricht mitunter über das Wachstum der Stadt, bevorstehende Grossbaustellen im Verkehr und wie es nach dem Nein zur Kulturfachstelle durch das Parlament mit der Kulturstrategie 2024-2030 weitergehen soll.
Thomas Marbet, das neue Schulhaus Kleinholz hat im Sommer den Betrieb aufgenommen. Was für Rückmeldungen zum neuen Bau haben Sie von den Lehrpersonen, Eltern und Schulkindern erhalten?
Den Lehrpersonen gefällt das neue Schulhaus ausgezeichnet, einige haben sich spontan für eine Anstellung bei der Stadt gemeldet. Von Eltern sowie Schülerinnen und Schülern habe ich bisher nur Lob gehört. Und was mich besonders freut: Auch die Anwohnerschaft nutzt den Aussenraum der Schulanlage. Sie wurde zum Teil des Quartiers, man spaziert hindurch und es wird gerne Zeit auf dem Spielplatz verbracht.
In diesem Jahr durften Sie an den Neuzuzüger-Anlässen sehr viele neue Oltnerinnen und Oltner begrüssen. Ist der Oltner Nebel doch nicht so schlimm oder woher rührt die steigende Bevölkerungszunahme im Vergleich zu früheren Jahren?
Oltens gute Erreichbarkeit, verbunden mit erschwinglichem Wohnraum und einem ausgezeichneten Bildungs- und Kulturangebot, trägt das eine zum Wachstum bei. Dann bleibt die eine oder der andere nach der Ausbildung hier hängen. Olten bietet viele spannende Arbeitsplätze in nahezu allen Sektoren der Wirtschaft und verfügt mit dem Jura und der Aare über ein intaktes Naherholungsgebiet. Es fehlen noch rund 200 bis 300 Personen, bis wir die Marke von 20'000 Einwohnenden inklusive Wochenaufenthalter geknackt haben. Und ein wenig merkt man anhand der Neuzuzügeranlässe schon, wie stark die Stadt wächst. Beim letzten Anlass hatten wir eine rekordverdächtige Anzahl Anwesende. Allerdings ist uns Grenchen auf den Fersen und wächst sogar noch schneller!
Wobei allzu schnelles Wachstum auch Probleme mit sich bringt, etwa bei der Infrastruktur.
Ja, aber Wachstum hilft uns natürlich, die entsprechenden Lasten zu tragen. Sportanlagen, Museen, die Badi – wenn du mehr Steuerzahler hast, benötigst du deshalb nicht automatisch gleich ein neues Becken.
Auf welche Highlights blicken Sie im Jahr 2024 zurück?
Das ist sicher die Eröffnung der erwähnten Schulanlage Kleinholz und der OL-Weltcup. Gefreut hat mich auch die Anteilnahme der Bevölkerung bei der Verabschiedung der Kapuziner-Gemeinschaft, auch wenn die Umstände dieses Anlasses eher traurig sind. Aber wir haben ja bewusst keinen «Trauergottesdienst», sondern eine Feier abgehalten. Erwähnenswert ist auch die erstmalige Durchführung des Oltner Wirtschaftsforums im April durch die Wirtschaftsförderung Region Olten. Und nicht zuletzt hatte ich viel Freude an zahlreichen Begegnungen mit Menschen. Seien es Ärztinnen, Segelflieger oder Briefmarkensammler – einfach beeindruckend, diese Vielfalt in Olten!
Das Thema «Künstliche Intelligenz» war im vergangenen Jahr allgegenwärtig. Ist KI auch in der Stadtverwaltung angekommen?
Ja, KI beschäftigt uns auch in der Verwaltung und im Schulbereich. Unser Rechtskonsulent besuchte unlängst eine Tagung über «KI in der öffentlichen Verwaltung»; wir nähern uns dem Thema also sachte an. Auch steht beispielsweise auf www.olten.ch ein «ChatBot», ein virtueller Dienstleistungs-Assistent, zur Unterstützung bereit. Was die Modernisierung der Verwaltung ansonsten betrifft, führen wir derzeit eine neue Geschäftsverwaltungssoftware in der Direktion Präsidium und anschliessend in der Gesamtverwaltung ein und machen unsere IT-Landschaft «DigiFit», so der Name des Projekts. In diesem Rahmen ist auch der Einsatz von KI ein Thema.
Hand aufs Herz: Haben Sie für Ihre Reden auch schon mal auf KI zurückgegriffen?
Tatsächlich habe ich es aus Neugierde einmal getestet; die entsprechende Passage wurde dann aber natürlich deklariert. Allzu brauchbar war das Resultat schlussendlich dann aber doch nicht, weshalb ich aktuell auch die Finger davon lasse (schmunzelt).
Viel Lob erhielt die Direktion Bau dafür, dass es in der Causa Winkelunterführung vorwärtsgeht. Ein Kauf steht im Raum, um eine Langsamverkehrsverbindung der beiden Stadtseiten zu ermöglichen. Gemäss aktuellem Fahrplan würde Letzteres in den Jahren 2027/2028 umgesetzt werden. Sind Sie optimistisch, dass der Zeitplan eingehalten werden kann?
Dies ist ein komplexes Projekt mit vielen Herausforderungen: Zuerst brauchen wir ein konkretes Bauprojekt; aktuell sind wir in der Planung. Und dann müssen wir mit der Grundeigentümerin in Bezug auf die Übernahme abschliessend einig werden. Und am Schluss wird das Volk entscheiden, ob der Zeit- und Komfortgewinn auf die Länge von 150 Meter die erforderliche Investition wert ist. Klar ist: Der Meter wird teuer ausfallen. Die Verbindung führt unter der Eisenbahn und der Kantonsstrasse hindurch, zudem muss eine Seite für die Verbreiterung der Unterführung «aufgeräumt» werden. Grundsätzlich finde ich es aber wichtig, dass die Sache nun angegangen wird und die Bevölkerung befragt wird, ob sie bereit ist, für das «Preisschild» aufzukommen. Aktuell fehlen im Tiefbau für solche Aufgaben allerdings die nötigen personellen Ressourcen. In Bezug auf eine effiziente Umsetzung dieses Projektes hat uns der jüngste Parlamentsbeschluss nicht geholfen (Anm. d. Red: Eine Stellenaufstockung für das Tiefbauamt wurde nicht genehmigt).
Anschliessend an die obige Frage: Sind drei grosse Verkehrsbaustellen zur gleichen Zeit – hinzu kommen die Projekte Neuer Bahnhofplatz 2028-2032 und Stadteilverbindung Hammer 2026-2029 – für die Bevölkerung zumutbar?
Gemäss Abklärung mit der Abteilung Bau handelt es sich dabei um drei Projekte in einem unterschiedlichen Planungsstatus. Die Stadtteilverbindung Hammer ist planerisch und finanziell sichergestellt. 2026 erfolgt der Baustart. Dies im Gegensatz zum neuen Bahnhofplatz, welcher sich zudem noch immer in der Vorprojekt-Phase befindet. Hier stehen die Abstimmung und die Erarbeitung des Bauprojekts noch bevor. Insofern sollte man dort aneinander vorbeikommen. Und bei der Winkelunterführung befinden wir uns erst in der Phase Machbarkeit/Absichtserklärung. Laut dem Stadtbaumeister ist bei der Stadtteilverbindung Hammer mit den wenigsten Einschränkungen für die Bevölkerung zu rechnen, aus dem einfachen Grund, weil diese bisher noch nicht existiert. Eine allfällige Umsetzung des Bauprojekts im Winkel führt nur temporär zu kleineren Einschränkungen, eine Durchquerungsmöglichkeit sollte stets gegeben sein. Der Neue Bahnhofplatz wird sicher für alle Verkehrsteilnehmenden eine grosse Herausforderung, da es sich um eine Verkehrsdrehscheibe handelt. Der Motorisierte Individualverkehr, der ÖV, Taxis, Velos, Fussgänger – alle werden davon betroffen sein. Bei den drei Projekten gibt es also keine direkten Berührungspunkte.
Ein Blick in den aktuellen Finanzplan zeigt: Praktisch alle grösseren Infrastruktur-Projekte, bei welchen der Stadtrat derzeit im Finanzplan die niedrigste Priorität verortet, befinden sich auf der rechten Stadtseite (Schulhallenbad Säli, Sanierungen der Parkanlagen Vögeligarten und Theodor-Schweizer-Weg sowie die Aufwertung des Bifang-Platzes). Ist dies Zufall oder Absicht?
Schauen wir einmal, was aktuell bautechnisch auf der rechten Stadtseite läuft: Das Hochwasserschutzprojekt beim Mühlitäli/Wilerfeld wertet das Gebiet auf. Der Bach wird ausgedolt und es entsteht ein neuer Rundweg für die Bevölkerung; das wird eine super Geschichte. Beim Friedhof investieren wir nicht nur ins Krematorium, sondern auch der Zugang wird erneuert. Beim Säli-Schulhaus wurde unlängst ein neuer Spielplatz realisiert. Weiter sanieren wir im Moment auch viele Strassenzüge auf der rechten Aareseite. Und auch wenn die Priorität beim Schulhallenbad Säli und Vögeligarten für die kommenden Jahre als niedrig eingestuft wurde, bedeutet dies nicht, dass nichts gemacht wird. In diesem Jahr wird fürs Schwimmbad zum Beispiel ein Betriebskonzept und eine Machbarkeitsstudie erstellt. Und: Streng genommen befinden sich zudem auch der neue Ländiweg sowie der Bahnhofplatz und die Winkelunterführung auf der rechten Aareseite.
Wobei bei letztgenannten Projekten natürlich die ganze Stadt und nicht primär ein Quartier profitiert.
Ja, aber die Stadtseiten-Diskussion ist in meinen Augen ohnehin überholt: Olten ist eine nicht sehr grosse Stadt. Alle Einrichtungen sind in Fussdistanz erreichbar, egal auf welcher Aareseite sich diese befinden, und sie können von allen Einwohnenden somit leicht genutzt werden. Dass die Investitionen in letzter Zeit auf der linken Stadtseite höher ausfielen, liegt am Bevölkerungswachstum. Das neue Schulhaus wurde dort gebaut, wo die Stadt am schnellsten wächst. In den 70er-Jahren war es genau umgekehrt, als das Säli-Schulhaus gebaut wurde. Und nicht zuletzt gibt es alleine daher schon keinen Grund, eine Stadtseite bevorzugen zu wollen, da die Stadträte in der ganzen Stadt verteilt wohnen (lacht).
Ist die Kulturstrategie 2024 – 2030 mit der Ablehnung der Kulturfachstelle Ende November durch das Parlament bereits im Jahr 2024 gescheitert?
Die vom Stadtrat verabschiedete Strategie ist für mich deshalb nicht automatisch ein toter Buchstabe und hat nach wie vor ihre Gültigkeit. Aber klar: Die Schaffung einer Kulturfachstelle war Ausfluss daraus, aber auch Voraussetzung für deren Umsetzung. Somit müssen wir jetzt schauen, ob einzelne Massnahmen ohne zusätzliche personelle Ressourcen machbar sind. Immerhin hat das Parlament der Erhöhung der Beiträge für die «freie Kultur» zugestimmt, insofern gibt es schon ein wenig mehr Spielraum, was mich zuversichtlich stimmt. Und 2025 dürfen wir wiederum den Kulturpreis der Stadt Olten ausrichten, der alle vier Jahre verliehen wird.
Angenommen, die Verhältnisse im Parlament und im Stadtrat präsentieren sich nach den Wahlen im Frühling so, dass überall das linke Lager die Überhand hat: Wäre dies Anlass, um die Kulturfachstelle im nächsten Herbst erneut dem Parlament vorzulegen?
Ich glaube, man darf nicht auf Mehrheitsverhältnisse schielen. Den Parlamentsentscheid gilt es zu respektieren. Das Anliegen gleich nochmals zu bringen, wäre schon ein wenig eine Zwängerei.
Die aktuelle Legislatur des Stadtrats neigt sich dem Ende entgegen. Welche Ziele des Regierungsprogramms haben Sie bereits erfüllt und welche möchten Sie noch erreichen?
Über die ganzen vier Jahre haben wir in allen Direktionen viel erreicht, wobei es auch zu sagen gilt, dass viele Ziele über zwei Legislaturen hinweg ausgelegt wurden. SichtbareResultate sind der Ländiweg oder das neue Schulhaus. Aber auch bei der Frühen Förderung, bei der Freiwilligenarbeit oder der Einsetzung eines Migrationsbeirats und einem City-Manager sind wir weitergekommen. Rückblickend konnten wir doch recht viel bewerkstelligen, auch wenn uns nicht alles gelungen ist.
Aktuell ein Thema ist die Mitwirkung bei der Ortsplanung. In der Abteilung Bau werden zudem die beiden Projekte Krematorium und Badi-Garderobengebäude weiter vorangetrieben. Im Sozialbereich wollen wir die Gassenarbeit etablieren. Zudem wollen wir eine Aufgaben- und Leistungsüberprüfung vornehmen und ich werde versuchen, rund um das Kunstmuseum eine Klärung herbeizuführen. Und auch das Thema Begegnungszonen in den Quartieren wird uns 2025 beschäftigen. An unserem Mediengespräch am 20. Januar 2025 haben wir detailliert über die aktuellen Themen und Projekte berichtet.
Ende Februar wird Stadtschreiber Markus Dietler pensioniert. Welche Bedeutung hat er für Sie?
Markus Dietler hat in den letzten 24 Jahren als Stadtschreiber und Direktionsleiter ein enormes Pensum absolviert und insgesamt zehn Abteilungen mit einer sehr vielfältigen Themenschaft geführt. Beeindruckt hat mich immer die Effizienz in seiner täglichen Arbeit. Er ist ein richtiges «Arbeitstier». Selbstverständlich werden wir ihn gebührend verabschieden.
Interview: David Annaheim
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