Maja Reinmann
Zum 40. Mal wird das Obergösger Beizlifäscht durchgeführt
Thomas Marbet.
Bild: zvg
Was hat Olten im Jahr 2023 bewegt? Welche Herausforderungen bringt das Jahr 2024 mit sich? Stadtpräsident Thomas Marbet steht im Jahresinterview Rede und Antwort.
Thomas Marbet, seit über einem Jahr ist der neue Ländiweg «in Betrieb». Abgesehen von den kaum vermeidbaren Verunstaltungen (Graffiti): Wie war der erste Ländiweg-Sommer in neuem Kleid? Kommt die Aufwertung beim Volk an?
Wir hatten im vergangenen Sommer ein bezauberndes Einweihungsfest mit Licht- und Wasserspiel. Am Aareufer steht nun ein neuer Bereich mit hoher Aufenthaltsqualität zur Verfügung, der bei Besucherinnen wie auch Oltnern gut ankommt. Ich selber habe insbesondere das kulinarische Angebot bei der neuen Buvette von Sascha Rickenbacher das eine oder andere Mal ausprobiert und genossen. Und ich freue mich auf den erneuten Start im kommenden Frühling.
Nach längerer Pause konnte auch das Schulfest-Wochenende wieder durchgeführt werden. Kommen beim Mitlaufen beim Umzug jeweils Erinnerung an früher auf, als man selbst noch als Kind am Schulfest teilnahm? Oder wird einfach die gegenwärtige Freude aufgesaugt?
Eigentlich nicht, es ist doch schon eine Weile her. Was mich sehr gefreut hat, ist die Mitwirkung der Altenburger-Delegation am Umzug anlässlich unseres 30-Jahre-Jubiäums der Städtepartnerschaft. Der Oberbürgermeister fühlte sich geehrt! Und natürlich war auch das Wetter prächtig für ein grosses Volksfest für alle Generationen.
2023 war in Olten das «HohlerJahr». Wie haben Sie den Jubilar Franz Hohler persönlich erlebt?
Franz Hohlers unkomplizierte Art hat mich beeindruckt. Besonders in Erinnerung bleiben mir die würdige Eröffnungsfeier in der Stadtkirche und der Erzählmarathon, bei welchem ich den Auftakt im Haus der Museen machen durfte. Schön fand ich, dass unsere Museen die Ausstellungen in Partnerschaft mit Dritten realisiert und mit dem Wendebuch eine bleibende Erinnerung geschaffen haben.
Welche weiteren Anlässe bleiben rückblickend positiv von 2023 in Erinnerung?
Das sind vor allem die Begegnung mit Menschen aus und in der Stadt, sei es an der Fasnacht, Chilbi, amIPFO und weiteren Anlässen. Wichtig in planerischer Hinsicht war der Bundesgerichtsentscheid zu Olten SüdWest. Und mit einem gültigen Budget ins laufende Jahr (2024) zu starten, ist sehr hilfreich.
Für die Vorlage zur Stadtteilverbindung Hammer hat der Stadtrat vonseiten des Parlaments grossmehrheitlich Lob erhalten. Sind Sie entsprechend optimistisch, dass auch die bevorstehende Abstimmung in diesem Sinne ausgehen wird?
Ja, es ist jetzt die Gelegenheit, zusammen mit den SBB, welche u. a. die Personenzugänge erneuern, mit einem Durchstich die Fuss- und Veloverbindung nach OSW zu realisieren. Da wir grosse Beiträge des Grundeigentümers sichern konnten (über 16 Mio. Fr.), ist der Beitrag für die Stadt sehr moderat. Diese Chance sollten wir nun nutzen. Damit binden wir die Quartiere Kleinholz und Bornfeld besser an die Innenstadt an; davon profitiert auch das lokale Gewerbe.
Das Verwaltungsgericht hob 2022 die Genehmigung des Regierungsrats für den Gestaltungsplan Olten SüdWest auf. Das Bundesgericht hat diese Aufhebung 2023 wieder rückgängig gemacht, weil die Person, welche die Beschwerde eingereicht hatte, nicht beschwerdeberechtigt war. Das Bundesgericht äusserte sich aber materiell nicht zum Gestaltungsplan selbst. Ob dieser korrekt ist, ist somit also weiter ungewiss?
Nein. Die Genehmigung durch den Regierungsrat ist nun rechtskräftig. Wir erhalten mit dem Gestaltungsplan sogar ein eigenes Grundstück, mehr Freiraumqualität und Variabilität bei den künftigen Bautypen. Das macht mir Freude. Es entsteht Stadtentwicklung.
Das Jahr 2024 steht für Olten mit der Eröffnung des neuen Schulhauses, dazugehörigem Tagesstrukturangebot sowie der Einführung einer Talentförderklasse ganz im Zeichen der Bildung. Ist Olten also nicht nur aufgrund von FHNW, BBZ, Kanti und HPSZ eine «Bildungsstadt»?
Bildung ist für Olten eine wichtige Ressource und auch ein Standortvorteil. Die städtischen Schulen der Stadt Olten haben generell einen guten Ruf. Die Stadt versteht sich als «bildungsfreundlich». Das zeigt auch, dass die Bildungsthemen im Parlament Zustimmung finden (Beispiel Talentföderklasse, Pädagogischer ICT Support, Investitionen im Bereich informatische Bildung, Schulraumentwicklung etc.). Aber natürlich profitieren wir von der FHNW, Kantonsschule und BBZ gegenseitig.
Trotzdem: Die Herausforderungen für das Lehrpersonal waren auch schon mal kleiner. Vom Direktionsleiter Bildung & Sport hat man sich getrennt, weil er gemäss Mitteilung der Stadt in der bestehenden Konstellation mit den aktuellen Ressourcen die nötigen Veränderungen nicht umsetzen konnte. Sind Sie zuversichtlich, dass im Leitungsbereich der Schulen wieder mehr Ruhe einkehren wird?
Mit einem Interimsmanagement sind Ruhe und Stabilität eingekehrt. Jetzt gilt es herauszufinden, wie die Direktion personell und organisatorisch aufgestellt werden soll. Mit dem ehemaligen Direktionsleiter haben wir eine Vereinbarung im gegenseitigen Einvernehmen unterzeichnet.
Szenenwechsel. Kürzlich sind Sie im Rahmen einer inszenierten Führung im Krematorium Meisenhard in einem Sarg Probe gelegen. Welche Gedanken gehen einem durch den Kopf, wenn man da so in der Abdankungshalle liegt?
Es war recht entspannend, insbesondere mit den sphärischen Klangerlebnissen der Künstlerinnen und Künstler. Das Holz des eigens beschafften Sargs roch nach frischem Tannenholz. Das schwierigste war aber eigentlich das Aufstehen nach der Performance.
Auch über die Zukunft des Krematoriums wird im März (erneut) abgestimmt. Der Stadtrat empfiehlt die Variante Erneuerung Abdankungshalle ohne Krematorium. Er hält fest: «Die Investition in die Ofenlinie könnte amortisiert werden, wenn das Gebührenreglement keine Privilegien für die Bevölkerung von Olten und Starrkirch-Wil vorsieht und die Gebühren den umliegenden erneuerten Krematorien von heute Fr. 500.00, bzw. 250.00 pro Kremation für Einwohnende aus Olten und Starrkirch-Wil, auf Fr. 600.00 für alle angepasst werden.» Wenn die Kremationen künftig extern vorgenommen werden, gibt es – Stand jetzt – allerdings auch keine Privilegien mehr für Oltnerinnen und Oltner. Worin liegt also der Vorteil, inskünftig auf ein eigenes Krematorium zu verzichten?
Der Grund für den Verzicht ist, dass der Umfang an Investitionen durch die vorhandenen Mittel beschränkt ist und es dringendere Investitionen für die Stadt gibt. Die Führung eines eigenen Krematoriums ist keine zwingende Aufgabe der Stadt – die meisten Gemeinden haben kein Krematorium. Es gibt zudem in der Umgebung genügend Krematorien und Kapazitäten, den Bedarf zu decken. Eine bessere Auslastung der vorhandenen Krematorien ist auch energieeffizienter. Aber die Bevölkerung soll jetzt entscheiden und kann differenziert abstimmen.
Der Verpflichtungskredit für die Projektierung der Kirchgasse 8/10 ist im Parlament knapp gescheitert. Wie geht es nun weiter an der Kirchgasse?
Persönlich bedauere ich diesen Entscheid, weil ich der Meinung bin, dass das Wettbewerbsprojekt für die Entwicklung des Kunstmuseums und des Hauses der Fotografie einen Quantensprung dargestellt hätte. Der Stadtrat hat entschieden, Varianten zu prüfen und das Thema schwerpunktmässig an einer Retraite Mitte Februar zu beraten. Anschliessend soll die Begleitkommission Innenstadt einberufen werden, um mit ihr über das weitere Vorgehen zu diskutieren.
Welchen weiteren grösseren Chancen und Herausforderungen werden 2024 voraussichtlich in Olten noch zu reden geben?
Das Kapuziner-Kloster wird uns weiter beschäftigen; die Stadt will hier in den Lead gehen und Verantwortung übernehmen. Dann denke ich, dass wir mit der Rechnung 2023 voraussichtlich einen guten Jahresabschluss vorweisen können. Dies wird sicher wiederum Fragen aufwerfen. Ein allfälliger Überschuss wird uns trotzdem freuen (lacht). Und dann stehen im 2025 Wahlen – auch in der Stadt – an. Wir werden die ersten Vorboten sicher bald spüren.
Interview: David Annaheim
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