Johanna Bartholdi
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Vergangene Woche luden Region Olten Tourismus und Procap, die grösste Selbsthilfe- und Mitgliederorganisation für Menschen mit Behinderungen in der Schweiz, zur Eröffnung der neuen, barrierefreien «Best-of-Tour» auf dem Schweizer Schriftstellerweg in Olten.
Olten Für viele Interessierte der Schweizer Literatur ist der 2016 lancierte Schweizer Schriftstellerweg mit seinen mittlerweile über 70 Hörstationen bereits ein Begriff. Mit der neu lancierten, barrierefreien und zwölf Stationen umfassenden «Best-of-Tour» sollen nun insbesondere geh- und sehbehinderte Personen angesprochen werden. Adriana Marti-Gubler, Präsidentin von Region Olten Tourismus, freute sich denn auch, dass dieser «unglaublichen Erfolgsgeschichte» nun ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden konnte. Abgesehen davon, dass mit der – in Zusammenarbeit mit Procap entwickelten – neuen Tour ein weiteres Gästesegment in die selbst ernannte «Literatourstadt» gelockt werden könne, sei man vor allem stolz darauf, damit die Inklusion zu fördern.
Die Oltnerin Helena Bigler ist Ressortleiterin des Bereichs Reisen und Sport bei Procap. Sie zeigte sich sichtbar erfreut über die barrierefreie Best-of-Tour. Im Besonderen auch über die neue Hörstation vor dem Eingang des Procap-Sitzes an der Frohburgstrasse 4, an welcher ein Text von Autor Walter Beutler zu hören ist, der seit seiner Kindheit aufgrund von Kinderlähmung auf den Rollstuhl angewiesen ist. «Wir setzen uns stets dafür ein, dass auch Betroffene integriert werden, ihre Anliegen einbringen und aktiv mitgestalten können», so Bigler.
Die Stadt Olten überbrachte in der Form von Sozialdirektor Raphael Schär-Sommer ihre Grüsse: «Wir schätzen im Stadtrat den Einsatz von Programmen für Menschen mit Behinderung sehr, damit diese ebenfalls am gesellschaftlichen Leben teilhaben und sich beteiligen können.» Der Schriftstellerweg sei für Olten ein Puzzlestück, welches dazu beitrage, sich in der Schweiz und dem grenznahen Ausland zu positionieren. Weiter freue man sich darüber, dass Procap auch sonst in Olten sehr aktiv sei. So werden beispielsweise deren «Bewegungs- und Begegnungstage» Ende August in der Dreitannenstadt durchgeführt.
Der Geschäftsführer von Region Olten Tourismus, Stefan Ulrich, machte darauf aufmerksam, dass alle Hörstationen im Originalton erlebbar und von den Autorinnen und Autoren selbst im Tonstudio aufgenommen worden sind. Die Best-of-Tour sei zudem nicht nur in Deutsch, sondern auch auf Französisch zu hören. Um sehbehinderten Personen bei der Orientierung zu helfen, wurden die Stationen der neuen Tour zudem mit einem Sender ausgestattet.
Dass die Wegfindung insbesondere in einer Stadt eine Wissenschaft für sich ist, demonstrierte die vollblinde Susanne Gasser von Procap: «Im Alltag ist es so, dass man einen Weg so lange lernt, bis man ihn kennt und genau weiss, wo es eine Stufe hat, sich ein Busch befindet und so weiter. Doch sobald ein Velo im Weg steht, beginnen die Probleme bereits.» An einem Ort, an dem man zuvor noch nie gewesen ist, seien die Herausforderungen entsprechend um ein Vielfaches grösser. «Damit man dennoch eine Chance hat, gibt es die vom Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband entwickelte App ‹MyWay Pro›. Diese funktioniert so, dass man GPS-Punkten folgt. An den entsprechenden Punkten werden dem Nutzer Informationen über wichtige Standorte in der Umgebung mitgeteilt», erklärte Gasser. So befindet sich ein Hotel beispielsweise in 59 Meter Entfernung in Richtung 10 Uhr. Wird das entsprechende Ziel ausgewählt, lotst die App mittels Vibrationen und Audiosignalen die Person zum Ziel. Im Falle der Hörstation wird vor Ort eine Push-Nachricht an das Smartphone versendet, woraufhin sich die entsprechende Geschichte abspielen lässt.
Abschliessend erörterte David Perren von der Procap-Abteilung Reisen und Sport, dass sich das Vorgehen bei der Erstellung der Best-of-Route ähnlich verhalten habe wie bei rund 90 Schweizer Wanderwegen, welche in Zusammenarbeit mit «SchweizMobil» barrierefrei gestaltet wurden. So sei mitunter darauf geachtet worden, Hindernisse wie Treppen, schmale Wege und steile Passagen zu vermeiden. Zudem wurden Stationen in der Höhe nach unten versetzt, damit sich die QR-Codes für Rollstuhlfahrer besser scannen lassen. Was noch fehle, sei eine Lösung für taube Personen, damit auch diese in den Genuss des Schriftstellerwegs kommen können. In einem weiteren Schritt liessen sich hierfür beispielsweise zusätzliche QR-Codes anbringen, anhand derer sich die Texte auf dem Smartphone anzeigen lassen.
David Annaheim
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