Unterwegs in der Tessiner Bergwelt

Region Am letzten August-Wochenende schnürten einige Mitglieder der Laufgruppe Niederamt für einmal nicht die Laufschuhe, sondern die währschaften Wanderschuhe und besuchten bei tollem Wanderwetter wieder einmal die Tessiner Bergwelt. Nachdem die Gruppe sich nach und nach – Olten / Luzern / Flüelen – komplett zusammengefunden hatte, ging die Weiterreise über die wunderschöne alte Gotthardstrecke – das Chileli von Wassen lässt mehrmals grüssen – bis Airolo und von dort mit dem Postauto bis Bedretto Paese. Rucksack geschultert und los gings auf die kommenden 1'000 Höhenmeter! Zum Einlaufen zuerst runter zum und über den Ticino in den schattenspendenden Wald, dann sanft ansteigend über Gana bis Formazzora. Hier machten wir Rast, um die knurrenden Mägen zu besänftigen, je nachdem, was der Rucksackinhalt hergab. Gestärkt ging es weiter, noch immer angenehm bergan, bis zu einer Abzweigung. Haben wir es doch gedacht. Wenn Christian eine Bergwanderung anbietet, muss es ja mal zünftig bergauf gehen. Und das ging es, Höhenmeter um Höhenmeter «schraubten» wir uns aufwärts, um bald einmal die Baumgrenze unter uns zu lassen. Ab jetzt wurden doch einige Schweisstropfen vergossen und das Wanderhemd wurde langsam feucht – oder war es der Rucksack, der schwitzte?! Auf der Alp San Giacomo und bei der gleichnamigen Kapelle erholten wir uns und genossen die tolle Aussicht auf die umliegenden Berge. Dann ging es weiter in leichtem Auf und Ab auf einem schmalen Pfad entlang der Bergflanke bis zu unserem Etappenziel, der Capanna Corno-Gries auf 2'336 m.ü.M. Nun ist das wohlverdiente «Bier» angesagt, Nachtlager beziehen und schon bald wurden wir mit einem reichhaltigen Nachtessen verwöhnt. Gemütliches Beisammensein, Sternenhimmel geniessen und dann müde in die Betten sinken.

Mehr oder weniger ausgeschlafen, traf man sich schon früh auf der Terrasse, um den Sonnenaufgang zu erleben. Nach dem Frühstück machten wir uns schon bald auf den Weg durchs Val Corno. Der Weg führte uns durch abwechslungsreiches Gelände – mal durch Wiesen, mal über Geröllfelder mit zahlreichen Steinmannli – Richtung Cornopass. Hier auf rund 2'500 m.ü.M. überschritten wir die Kantonsgrenze ins Wallis und erblickten die vier riesigen Windräder unterhalb vom Nufenenstock und weit unten glitzerte der Griessee. Von nun an gings nur noch abwärts. Über Stocke, Mässmatte nach Ladstafel mehr oder weniger dem Ägene-Bach entlang. Und nun war auch der Verkehrslärm von einigen Hobby-Töff- und Auto-Rennfahrern zu hören. Wir liessen uns dadurch nicht stören und fühlten uns wohl im wunderschönen und wilden Ägenetal. Während einer Rast im schattigen Wald liessen es sich einige nicht nehmen, die Füsse im kühlen Bach zu erfrischen. Welche Wohltat! Während unserem Abstieg begegneten uns in kurzen Abständen immer wieder Läufer und Läuferinnen mit Startnummern auf der Brust, die sich bergwärts kämpften. Diese hatten offensichtlich den äusserst herausfordernden SwissPeaks360 – ein Ultra-Trail, der zweifellos zu den schwierigsten der Welt gehört – in Angriff genommen. Wir konnten ermessen, was das bedeutet und das bei diesen hohen Temperaturen – Chapeau! Für uns führte der Weg immer runter auf einem schattigen Waldweg, über eine Hängebrücke, durch eine kleine Schlucht und bald auf offenes Gelände bis zum Bahnhof Ulrichen. Hier herrschten merklich höhere Temperaturen und ein Einkehrschwung im «Gommer Träff» war mehr als verdient. Nun hiess es Abschied nehmen von Valérie und Armin, die mit dem Postauto zurück über den Nufenenpass, via Airolo nach Flüelen reisten. Die Matterhorn-Gotthard-Bahn brachte unsere kleiner gewordene Gruppe durch die Gommer Landschaft bis nach Brig und von dort gings mit den SBB nach Olten, wo wir müde und erfüllt von zwei grossartigen Wandertagen ankamen.

Ein herzliches Dankeschön geht an Christian, der einmal mehr eine tolle zweitägige Bergwanderung für uns organisierte und die uns ohne Zwischenfälle durch eine wunderschöne Bergwelt geführt hatte.

Evelyne Scheuss