Mara Meier
Weshalb ihr der Nebenjob als Sigristin Freude bereitet
Von links: Andreas Meier (Arbeitsgruppe Energiestadt), Christoph Bläsi (kantonale Energiefachstelle), Thomas A. Müller (Gemeindepräsident), Michael Mollet (Gemeinderat, Ressort Umwelt), Jules Pikoli (Energiestadt-Botschafter), Heinz Marti (Bauverwalter) und Stephan Lingenhel (Energiestadtbegleiter).
Bild: David Annaheim
Im März wurde die Einwohnergemeinde Lostorf rund zwei Jahre nach Beitritt zum gleichnamigen Trägerverein als Energiestadt zertifiziert. Im Rahmen der Gemeindeversammlung von letzter Woche wurde ihr nun von einem Energiestadt-Botschafter offiziell das entsprechende Label überreicht.
Lostorf Gemäss den Ausführungen des Trägervereins Energiestadt zeichnet das entsprechende Label eine Gemeinde aus, welche überdurchschnittliche Anstrengungen im Bereich ihrer kommunalen Energie- und Klimapolitik – in Abhängigkeit der vorhandenen Handlungsspielräume – unternommen hat. Nun darf sich also auch Lostorf zu einer von insgesamt 478 Energiestädten in der Schweiz zählen. Die Label-Zertifizierung war eines der Ziele, welche sich der aktuelle Gemeinderat für seine Legislatur gesetzt hatte. Mittels einer ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe und einem zusätzlich engagierten Energiebegleiter konnte die Erst-Zertifizierung mit einem Kriterien-Erfüllungsgrad von 54,6 Prozent erreicht werden. Notwendig für eine Zertifizierung sind 50 Prozent.
Laut dem zuständigen Gemeinderat Michael Mollet habe man das Label aus drei Gründen angestrebt: 1. Immer komplexer werdende Themen wie Umwelt, Energie und zum Teil Verkehr könnten alleine vom Gemeinderat mit dessen beschränktem Wissen nicht länger bewältigt werden. 2. Das Label soll als Kontrollmechanismus dienen. Mit dem sich alle vier Jahre wiederholenden Prozess könne überprüft werden, was in der Zwischenzeit beschlossen sowie umgesetzt wurde und welche Wirkung diese Massnahmen erzielt haben. 3. Es gehe nicht darum, sich auf die Schultern zu klopfen, sondern auch Vorbild zu sein. So sei Lostorf die erste Niederämter Gemeinde, die diesen Schritt gewagt habe. Sinn des Ganzen sei aber nicht, dass die Gemeinde nun einfach etwas «bastle», auch die Einwohnenden im Dorf sollen motiviert werden, den Prozess mitzugehen.
Überreicht wurde das Energiestadt-Label von Jules Pikali, früherer Zentralschweiz-Regionalleiter und mittlerweile Botschafter des Trägervereins Energiestadt. «Die kommunale Energiepolitik ist im Gegensatz zu den gebundenen Ausgaben der Gemeinde mehrheitlich eine freiwillige Sache», so Pikali. «Wird hier aber etwas Gutes geleistet, dann nutzt dies euch allen, jedem einzelnen, der Gemeinde als Ganzes, dem Kanton, der Schweiz, ja sogar der ganzen Welt.» Mit der Energiestadt werde nicht nur der Energieverbrauch der kommunalen Bauten betrachtet, sondern auch die Entwicklungsplanung, die Ver- und Entsorgung, die Mobilität, die interne Organisation sowie die Kommunikation.
Bei den eigenen Bauten liege die Gemeinde bereits bei einem Erfüllungsgrad von 66,7 %. So werden 77 % der benötigten Wärme erneuerbar erzeugt. Ein Hauptgrund sei hierfür der Holzwärmeverbund, welcher die Schulgebäude heizt und bereits seit vielen Jahrzehnten bestehe. Erneuerbare Energie habe in Lostorf also Tradition. Im gesamten Dorf, also auch unter Einbezug der privaten Gebäude, werde allerdings erst 46 % der Wärme erneuerbar erzeugt. Auch liege Lostorf beim durch Solarenergie erzeugten Strom mit 5,9 % unter Schweizer Durchschnitt (7,7 %). Auf den Bauten der Gemeinde befinde sich zudem noch keine einzige PV-Anlage. Dafür schneide man beim Anteil der Elektroautos mit 4,6 % (Durchschnitt: 3,7 %) besser ab. Viel Potenzial bestehe zudem noch im Bereich der Kommunikation, in welchem ein Erfüllungsgrad von 51,6 % ermittelt wurde. Daher fordert Botschafter Pikali die Arbeitsgruppe auf, die Energiestadt und deren Gedanken noch aktiver in die Bevölkerung hinauszutragen.
Aktuell ist die zuständige Arbeitsgruppe daran, eine Gebäudestrategie zu entwickeln. Zudem sind im Energiestadt-Aktivitätenprogramm 2024 – 2028 26 weitere Punkte aufgeführt, die umgesetzt werden sollen. Dazu zählen unter anderem die Einholung von Offerten zur Installation einer PV-Anlage auf dem Dach des Gemeindehauses in Kombination mit der Strombereitstellung für E-Autos, ein Car-Sharing-Angebot, die Kommunikation von Energiestadt-Themen mit jährlich mindestens zwei Beträgen im «3Rosenblatt», die Durchführung eines Clean-Up-Days und das Erstellen einer «Corporate Identity», indem alle offiziellen Kommunikationsmittel mit dem Energiestadt-Logo versehen werden. Weiter im Aktivitätenprogramm enthalten sind die Prüfung, wie die Immobilie des Bauprojekts «Kindergarten Schulweg 1» der geplanten Energiestrategie entsprechen soll, die Planung und Durchführung eines jährlichen Nachhaltigkeitsforums für die Bevölkerung, jährlich zwei Neophytenanlässe sowie das Durchführen von Anlässen beim Biodiversitätsprojekt «Legat Brügger» mit der Bevölkerung, örtlichen Vereinen und der Schule zum Unterhalt des Grundstücks oder zu Bildungszwecken.
Eine konkrete Zahl, wie hoch der Energiestadt-Erfüllungsgrad in vier Jahren sein soll, sei gemäss Gemeindepräsident Thomas A. Müller nicht definiert worden. Sicher ist nur eines: Die Zahl sollte dann selbstredend höher ausfallen als es jetzt der Fall ist.
David Annaheim
Lade Fotos..