Maja Reinmann
Zum 40. Mal wird das Obergösger Beizlifäscht durchgeführt
Im Mai 2014 konnte der Verein «Ein Kindergarten für Koy Maeng» einen Kindergarten im besagten Dorf in Kambodscha eröffnen. Nun soll dieser erweitert werden, weshalb der von Chork Chhit aus Oensingen und weiteren Helfenden aus der Region gegründete Verein auf Unterstützung angewiesen ist.
Region Im Bürgerkrieg in Kambodscha von 1975 bis 1979 errichteten die kommunistischen Roten Khmer ein grausames Terrorregime. Bis zu zwei Millionen Menschen sollen dadurch ums Leben gekommen sein. Intellektuelle – Lehrer, Studenten, wer nur schon eine Brille trug – wurden ermordet, um den angestrebten Agrarkommunismus zu verwirklichen. Trotz des Sturzes des Regimes unter Anführer Pol Pot im Januar 1979 durch den Einmarsch vietnamesischer Truppen, führten die Roten Khmer den Bürgerkrieg in der Folge im Untergrund weiter, weshalb im Land weiterhin grosse Unsicherheit herrschte. «Nachdem meine Mutter fast alle ihre Verwandten verloren hatte, darunter meinen Vater und meine Tante, nahmen wir die Flucht in Angriff. Meine Mutter hatte Angst um mich, weil ich ein Mischling war – halb Kambodschaner, halb Vietnamese», erklärt Chork Chhit, der inzwischen seit vielen Jahren erfolgreich das Restaurant «Zur Lotus» in Oensingen führt. «Wir versuchten pro Monat immer zwei, drei Dörfer weiterzureisen, bis wir die Grenze nach Thailand überqueren konnten und schliesslich nach zehn Jahren in einem Flüchtlingslager 1989 den Weg in die Schweiz fanden.» Die Erinnerungen an sein Heimatland blieben in den 90er-Jahren jedoch voller Traurigkeit: «Wie die Leute schrien, als sie umgebracht wurden oder als den Eltern die Kinder weggenommen wurden, das bringst du nicht so einfach wieder aus deinem Kopf heraus.»
In der Schweiz aber hatte sich Chork Chhit sehr gut eingelebt und schnell Freunde gefunden. Er begann bei Mövenpick in Egerkingen als Kellner zu arbeiten, gründete eine Familie und eröffnete schliesslich 2003 sein eigenes Restaurant in Oensingen. «Immer wieder sind Gäste auf mich zugekommen und haben mir erzählt, dass sie in Kambodscha waren und wie schön es dort sei. Für mich war dies eine völlig surreale Vorstellung, da ich seit meiner Flucht nie mehr in meinem Heimatland war und wie erwähnt ganz andere Erinnerungen an mein Land hatte.»
2011 schliesslich reiste Chork Chhit erstmals wieder mit seiner Familie zurück nach Kambodscha und freute sich wie ein Kind, als er vor Ort in seinem Heimatdorf Koy Maeng sehen konnte, wie sich vieles zum Besseren entwickelt hatte. Doch die Infrastruktur liess weiterhin zu wünschen übrig. Das 60-jährige Kindergartengebäude war ein baufälliger Holzschuppen. Vor Ort traf Chork Chhit auch auf den Schulrektor, der früher noch mit Chhits Vater zur Schule ging. Nachdem dieser ebenfalls aus dem Land geflüchtet war, ist er später wieder zurückgekehrt, um den Kindergarten im Dorf zu leiten. «Er fragte uns dann, ob wir ihm ein neues Kindergartengebäude bauen könnten, worauf ich spontan ja sagte ohne überhaupt zu überlegen, wie lange es dauern würde oder was in Sachen Organisation alles benötigt wird», so Chhit. Zurück in der Schweiz durfte er sich jedoch über viel Unterstützung von seiner Stammkundschaft, Freunden und der Bevölkerung aus der Region freuen – unter anderem mittels eines Spendenkonzerts im vollen Bienkensaal. Daraufhin durfte sich der gegründete Verein «Ein Kindergarten für Koy Maeng» 2014 schliesslich über die Eröffnung von ebendiesem freuen.
Rund 10 Minuten von Chork Chhits Heimatort entfernt befindet sich das Dorf Anchahn. Dort konnte der Verein 2019 zudem einen weiteren Schulhausneubau eröffnen.
«Uns ist klar, dass wir nicht ganz Kambodscha helfen können», erklärt Chork Chhit. «Deshalb wollen wir uns bei unseren Projekten auf meine Heimatregion beschränken.» Und in dieser steht nun das nächste Projekt an: Das 2014 eröffnete Kindergartengebäude platzt aus allen Nähten. Inzwischen gehen auch viele Kinder aus den Nachbardörfern nach Koy Maeng in den Kindergarten, weil sich der gute Ruf herumgesprochen hat. Deshalb soll das Gebäude durch einen Anbau mit vier weiteren Schulzimmern ergänzt werden. Dazu werden insgesamt 66’460 Franken benötigt. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann dies entweder mit einer herkömmlichen Spende tun, einer Sitzbank-Spende (inklusive Gravur des Namens) für Fr. 500.–, oder Läuferinnen und Läufer sponsern, welche für das Hilfsprojekt an mehreren Läufen unterwegs sind. Nebst dem bereits absolvierten Halbmarathon in Aarau im März, folgen noch der Marathon in Zürich am 21. April sowie der Marathon in Luzern am 27. Oktober.
Weitere Infos:Informationen zum Verein, dem aktuellen Projekt und Möglichkeiten zum Spenden finden Sie unter https://kindergarten-koymaeng.ch/ .
David Annaheim
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