Roman Fischer
Der Busbetrieb Olten Gösgen Gäu AG lädt zum Tag der offenen Tür
Pilzkontrolleur Ferdi Buss im Lokal des Pilzvereins Olten, wo auch die Kontrollen durchgeführt werden. Links ein Erdmuscheling, rechts ein Laubholzknäueling – beides ungeniessbare, aber ungiftige Pilze.
Bild: da
In der Schweiz gibt es rund 5000 verschiedene Pilzarten mit Hut und Stiel. Damit nichts Ungeniessbares auf dem Teller landet, kann die Bevölkerung die gesammelte Ware zur Überprüfung an Kontrollstellen vorbeibringen. Was es dabei zu beachten gilt, erklärt der Winznauer Pilzkontrolleur Ferdi Buss vom Pilzverein Olten.
Olten Im Kanton Solothurn gibt es in der Region Olten drei Pilzkontrollstellen: In Dulliken, Oensingen und Olten selbst. Letzterer sind die Gemeinden Olten, Boningen, Egerkingen, Fulenbach, Gunzgen, Hägendorf, Härkingen, Kappel, Neuendorf, Rothrist, Rickenbach, Trimbach, und Wangen bei Olten angeschlossen. Für die Einwohnenden der besagten Gemeinden besteht aktuell die Möglichkeit, die gesammelten Pilze gratis zur Überprüfung im Lokal des Pilzvereins Olten am Rötzmattweg 17 bei einem der vier Pilzkontrolleure vorbeizubringen.
Der Winznauer Ferdi Buss ist seit zehn Jahren Pilzkontrolleur in Olten und räumt sogleich mit einem Märchen auf: «Wenn wir bei der Kontrolle einen giftigen, unversehrten Pilz entdecken, muss die entsprechende Person deswegen nicht gleich alle Pilze wegwerfen, die sie im selben Korb mitgebracht hat.» Denn Gift sei bekanntlich eine Frage der Dosis. «Bei einem Knollenblätterpilz sind beispielsweise 30 bis 50 Gramm notwendig, um eine tödliche Wirkung zu erzielen.» Buss sei aber dankbar darüber, wenn insbesondere unerfahrene Sammler nicht einfach ohne Vorinformation in den Wald gehen. «Es gibt in der Region einige Pilze mit giftigen Doppelgängern. Der Perlpilz hat zum Beispiel Ähnlichkeiten mit giftigen Wulstlingen. Oder es kann sein, dass jemand kiloweise Wurzelnde Bitter-Röhrlinge oder Gallenröhrlinge zur Kontrolle bringt und meint, er habe Steinpilze gesammelt. Die letztgenannten stellen zwar keine unmittelbare Lebensgefahr dar, sind aber ungeniessbar und könnten beim Verzehr zu Magen-Darm-Beschwerden führen.»
Für Einsteiger gibt es viele kleine Ratgeber für unterwegs sowie Apps, welche beim Sammeln hilfreich sein können, den Gang zur Kontrolle aber nicht ersetzen. Weiter sollte man sich laut Ferdi Buss ein klares Sammelziel vorgeben: «Am besten, man startet mit zwei, drei bekannten Sorten wie Steinpilze, Rotfüsse oder Eierschwämme und bringt möglichst grosse Exemplare sauber getrennt zur Kontrolle vorbei, um Szenarien zu verhindern, wie sie im letzten Jahr vorgefallen sind: Gewisse ‹Spezialisten› haben einfach alles vorbeigebracht, was sie am Boden gefunden haben. Das macht das Ganze natürlich sehr zeitaufwendig für uns Kontrolleure und führt entsprechend zu längeren Wartezeiten.»
Ferdi Buss nimmt fast jedes Jahr an einem Weiterbildungskurs teil, um sein Pilzwissen zu erweitern. Wer sich zum Pilzkontrolleur ausbilden lassen will, muss zuerst einen einwöchigen Einführungskurs der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz (VAPKO) und den Prüfungskurs mit fünf Prüfungen absolvieren. Die Pilzsaison dauert ungefähr von Juli bis November, wobei die Saison im August und September ihren Höhepunkt erreicht. Im Gegensatz zum letzten Jahr – rund eine Tonne Pilze wurden zur Kontrollstelle gebracht – steht bis anhin jedoch kein Rekordjahr in Aussicht: «Vergangene Woche hat sogar jemand bei einem anderen Kontrolleur vorbeigeschaut und gefragt, ob es überhaupt Pilze im Wald hat», schmunzelt Ferdi Buss. Während Anfang August relativ viele Pilze in den umliegenden Wäldern zu finden waren – insbesondere der essbare Perlpilz, herrsche derzeit in der ganzen Schweiz eine kleine Flaute. «Dies hat unter anderem mit der Trockenheit der letzten Wochen zu tun», so Buss. Überhaupt sei festzustellen, dass sich die Pilzsaison im Verlaufe der Jahre je länger je mehr nach hinten verschiebt.
Wenn das natürliche Auge zur Pilzbestimmung nicht ausreicht, greift der Pilzkontrolleur zur Fachliteratur und zum Mikroskop. Lässt sich der Pilz auch so nicht klar bestimmen, wird dieser automatisch aussortiert. Gegebenenfalls wird ein unbestimmbarer Pilz auch zur DNA-Sequenzierung eingeschickt. Dies ist bei Ferdi Buss im Jahr 2021 passiert: Auf einem Ameisenhaufen machte er in Erlinsbach einen Erstfund; er entdeckte einen in der Schweiz bis anhin unbekannten Pilz.
Von den rund 5000 Pilzen mit Hut und Stiel in der Schweiz sind um die 200 Speisepilze auf der Liste der VAPKO eingetragen, die zum Verzehr freigegeben werden. Die Liste ist jedoch nicht für alle Ewigkeit in Stein gemeisselt. Als sich der giftige Parfümierte Trichterling etwa in der Schweiz verbreitete, hat der VAPKO Zentralrat im Jahr 2012 entschieden, den Wasserfleckigen Röteltrichterling und den Fuchsigen Röteltrichterling wegen Verwechslungsgefahr wieder aus der Liste der Speisepilze zu streichen.
Wenn ein Pilz für den Menschen ungeniessbar ist, bedeutet dieses im Kehrschluss aber nicht, dass er auch schlecht für die Natur ist: Viele Pilze bauen abgestorbenes organisches Material wie Laub und Holz ab und sind dadurch ein wichtiges Element im Stoffkreislauf. «Eine weitere grosse Pilzgruppe geht mit gewissen Bäumen Lebensgemeinschaften ein, da der Pilz selbst keine Kohlenhydrate bilden kann», weiss Ferdi Buss. «Im Gegenzug löst der Pilz Mineralstoffe aus dem Boden, welche dem Baum weitergegeben werden.»
Grundsätzlich sei man beim Pilzverein Olten sehr erfreut über das grosse Interesse an Pilzen. «Es fällt zudem positiv auf, dass in den letzten Jahren viele junge Leute Gefallen an diesem Hobby gefunden haben. Die Pilzkurse, welche der Verein anbietet und die aus vier Kursabenden und einer Exkursion bestehen, mussten in diesem Jahr aufgrund der grossen Nachfrage sogar doppelt geführt werden.» Und auch im Verein hat es einen Nachwuchs-Schub gegeben: Seit kurzem wird dieser von zwei jungen Frauen präsidiert. Als nächstes Vereinshighlight steht zum Saison-Abschluss am 4. November ein Pilzragout-Verkauf beim Vereinslokal an. Weiter geht es dann im Januar mit einem öffentlichen Spaziergang durch den Bannwald zum Thema «Faszination Winterpilze».
David Annaheim
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